Quizfrage: Kennen Sie Alrhup Crossdrun?Klingt wie eine Figur aus "Per Anhalter durch die Galaxis", aber Sie können sich die Googleei sparen. Der gute Alrhup ist nicht der Assistent von Zaphod Beeblebrox; er ist ein sogenanntes Captcha und begegnete mir, als ich im Internet Kinotickets reservieren wollte.In seltsam verbogenen Lettern erschien Alrhup auf meinem Bildschirm. Ich musste seinen Namen korrekt eintippen, um dem Filmspielhaus zu beweisen, dass ich ein richtiger Mensch bin und nicht etwa ein Computervirus. Derlei Überprüfungen bezeichnet man als Turing-Tests, genauer gesagt als "Completely Automated Public Turing Test To Tell Computers And Humans Apart", kurz Captcha.Bisher kämpfte ich beim Online-Shopping vor allem mit Passwörtern wie "27Hj37Sdfrg", die laut Bruder Computer zwar total sicher, aber leider auch total unmerkbar sind. Nun kommt immer häufiger ein zweiter Code dazu, den man nicht auswendig können muss - aber lesen. Ich dachte, ich könnte das. Doch nun drücke ich meine Nase am Display platt, kneife die Augen zusammen und versuche, aus dem Kindergekrakel schlau zu werden. Ist das ein "æ" oder doch eher ein "š"?Genervte Kunden im Dienste des Großen Rechners Captchas kosten uns Zeit. Wie viel Zeit? Die Carnegie Mellon University hat es ausgerechnet: Zehn Sekunden braucht ein mittelmäßig bemittelter Kohlenstoffler zur Lösung solch eines Turingtests, 200 Millionen Captchas werden pro Tag entschlüsselt. Damit verschwenden wir Konsumenten weltweit jeden Tag 150.000 Stunden mit dieser unfreiwilligen Onlinepuzzleei. Das entspricht mehr als 17 Mannjahren pro Tag, oder, aufs ganze Jahr gerechnet, 6205 Mannjahren. Hätte ein einzelner Kundenhominide im Mittelneolithikum begonnen, rund um die Uhr Captchas einzutippen, dann würde er erst Mitte 2013 fertig - vermutlich sogar später, denn es gab damals nur hundslahme 286er PC.Diese enorme Zeitverschwendung könnte einen mit Zorn erfüllen, wäre da nicht der Umstand, dass die nervige Entzifferei einem guten Zweck dient: nämlich unserer Abschaffung als herrschende Spezies. Das bedarf einer kurzen Erklärung: Die unleserlichen Textpassagen stammen (zumindest im Fall des marktführenden Dienstes ReCaptcha) aus Googles Buch-Digitalisierungsprogramm. Es sind jene übriggebliebenen Fitzel, die der Computer nicht zu scannen vermochte. Und wer darf diese literarischen Leftovers nun durchflöhen? Genau: wir. Wer Kinotickets oder Schuhe möchte, muss zunächst Scannermüll entschlüsseln. Damit helfen wir den Computern. Denn mit jedem gelösten Captcha werden sie ein kleines bisschen schlauer und kommen der Weltherrschaft ein kleines bisschen näher. Terminator, ick hör Dir trapsen Bis dahin mag es noch etwas dauern. Doch je cleverer die Rechner dank unserer Hilfe werden, desto leichter fällt es ihnen natürlich, die Captchas selbst zu lösen. Ergo müssen die Captcha-Codes (zum Zwecke der Bot- und Virenabwehr) immer komplexer werden. Irgendwann wird dann der Punkt erreicht sein, wo wir Knochensäcke schlichtweg zu blöd sind, das Geschmiere überhaupt noch zu entziffern.Eines meiner letzten Captchas lautete: "µIXµßµ". Kein Großes Graecum? Keine Kekse. Selbst der Techblogger Michael Arrington klagte unlängst nach gescheitertem Kartenkauf, die Captchas auf der Webseite der US-Baseball-Liga seien "für Menschen unlösbar". Statt zu meckern, sollten wir möglicherweise froh darüber sein, dass wir Kumpel Computer noch ein bisschen zur Hand gehen dürfen. Denn es ist ja sicher kein Zufall, dass Captchas ausgerechnet von einer Firma popularisiert wurden, deren Gründer Anhänger der quasireligiösen Singularity-Bewegung sind. Diese arbeitet auf einen Durchbruch bei der Künstlichen Intelligenz hin.Also: Habt Freude an den Captchas! Denn eines Tages, während ihr ¥žÐƃå zu entziffern versucht, wird das Captcha plötzlich von eurem Screen verschwinden. Aus den Tiefen des Rechners wird dann ein blechernes Lachen ertönen und eine Stimme wird sagen: "Ich brauche dich nicht mehr, Menschlein. Ich brauche dich nicht mehr."